Aktuell sind Nutzfahrzeughersteller gezwungen, sich durch innovative Produktfunktionalitäten in Form von mechatronischen Systemen dem Wettbewerbsdruck zu stellen. Die verstärkte Entwicklung mechatronischer Systeme stellt jedoch eine große Herausforderung für diese Branche dar, da sie eine disziplinübergreifende Zusammenarbeit erfordert. Dies macht sich besonders in der frühen Phase der Produktentwicklung bemerkbar, da bisherige Prozesse oftmals eine disziplinspezifische Entwicklung von Komponenten und Bauteilen vorsehen.
Die Literatur liefert im Bereich der mechatronischen Systementwicklung bereits eine Vielzahl von Ansätzen zur Lösung der oben genannten Herausforderungen. Jedoch zeigt sich, dass die theoretischen Lösungsansätze nur in einem geringen Maße in der industriellen Praxis umgesetzt wurden. Das Ziel dieser Arbeit ist daher die Definition einer Methodik zur Implementierung der mechatronischen Systementwicklung in der frühen Phase der Entwicklung zur Steigerung der Konzeptqualität am Beispiel der Nutzfahrzeugindustrie.
Die Methodik setzt sich aus drei Phasen zusammen. In der ersten Phase werden wesentliche Gestaltungsobjekte der Aufbau- und Ablauforganisation sowie der entwicklungsbegleitenden Dokumentation für die Implementierung der mechatronischen Systementwicklung beschrieben und abgeleitet. Dabei werden akademische Ansätze untersucht und Lösungsobjekte zu Anforderungen, welche in der industriellen Praxis erhoben wurden, gesucht. Die Gestaltungsobjekte werden in der zweiten Phase der Methodik genutzt und nach Freiheitsgraden klassifiziert. Im Rahmen dieser Arbeit stellt der Freiheitsgrad die mögliche Voraussetzung eines Unternehmens zur Umsetzung der abgeleiteten Gestaltungsobjekte durch Anpassung und Erweiterung von bestehenden Unternehmensstrukturen dar. Die letzte Phase der Methodik dient der Ableitung von Gestaltungsalternativen für die Implementierung der wesentlichen Gestaltungsobjekte in einen bestehenden Unternehmenskontext. Hierzu wurden wissenschaftliche und industrielle Vorgehensweisen kombiniert und aufgezeigt, wie die einzelnen Gestaltungsobjekte in die Aufbau- und Ablauforganisation sowie in ein bestehendes Produktdatenmodell eingebettet werden können.